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Hat die Rekrutenschule einen negativen Einfluss auf meine Karriere?

Veröffentlicht am 01.06.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
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Schweizer Männer müssen sich die Frage stellen, ob sich für sie in ihrem Beruf möglicherweise Nachteile ergeben, die durch den Militärdienst bedingt sind.
Lehrabgänger ohne absolvierte Rekrutenschule haben häufig das Nachsehen

Wer eine Lehre beendet und sich auf die Suche nach einer festen Anstellung macht, muss sich als
männlicher Bewerber ohne Rekrutenschule im Lebenslauf auf Enttäuschungen einstellen. Denn diese Bewerbergruppe erscheint im Vergleich zu Bewerbern, die den Militärdienst schon hinter sich gebracht haben oder nicht leisten müssen, weniger attraktiv. Gerade kleine Unternehmen haben Sorge, dass durch die wochenlangen Fehlzeiten, die ein Besuch der Rekrutenschule mit sich bringt, eingespielte Betriebsabläufe leiden könnten.

Doch inzwischen müssen immer mehr Betriebe darauf achten, als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Ob sie sich die Ablehnung eines qualifizierten Bewerbers noch leisten können, werden sie sich in Zukunft immer genauer überlegen. Aus unternehmerischer Perspektive ist es langfristig sinnvoller, auch Bewerbern ohne abgeleisteten Militärdienst eine Chance zu geben, um genügend qualifizierte Arbeitnehmer an sich zu binden. Und selbst wenn eine wochenlange Abwesenheit nicht einfach zu meistern ist und die betrieblichen Abläufe stört, sind gute Lehrabgänger in Normalfall ein Gewinn für ein Unternehmen. Darüber hinaus wird der Ausfall durch den Militärdienst - zumindest teilweise - durch die Ausgleichskasse finanziell entschädigt.

Gesetzliche Ungleichheit durch die Militärpflicht

Das Bundesgesetz legt fest, dass in der Schweiz alle männlichen Staatsbürger die Rekrutenschule
besuchen müssen. Der verpflichtende Militärdienst betrifft jedoch nicht die Frauen, sondern nur
den männlichen Bevölkerungsanteil. Deshalb wird momentan auf breiter Ebene diskutiert, ob ein
allgemeiner freiwilliger Militärdienst für alle Schweizerinnen und Schweizer eine sinnvolle Änderung darstellen würde. Die gesellschaftlichen Veränderungen und die steigende Sensibilität gegenüber Diskriminierungen sprechen dafür, dass ein Umdenken in diesem Bereich sinnvoll sein könnte.

Verständnis für die Wehrpflicht ist nicht mehr selbstverständlich

Darüber hinaus zeigen sich immer weniger Menschen dem Prinzip einer verpflichtenden Dienstzeit in einer Rekrutenschule gegenüber grundsätzlich solidarisch. Auch dies ist eine gesellschaftliche Veränderung, der Rechnung getragen werden muss. Des Weiteren sorgen Umbrüche auf dem Arbeitsmarkt dafür, dass sich in Zukunft der Status quo ändern könnte.

Auch das Gefühl, durch die Geschlechtszugehörigkeit diskriminiert zu werden, kommt bei diesem Thema inzwischen bei vielen Männern auf. Schliesslich können Frauen sich zwar freiwillig für den Militärdienst melden, sind dazu jedoch nicht gesetzlich verpflichtet - und nehmen diese Option auch vergleichsweise selten in Anspruch.

So haben beispielsweise im Januar 2022 lediglich 240 Schweizerinnen in die Rekrutenschule begonnen, während rund 11000 Schweizer zwangsweise eingerückt sind. Ein freiwilliger Militärdienst - nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer - könnte eine Möglichkeit darstellen, die geschlechtsbezogene Ungerechtigkeit aufzuheben.