Hat die Pensionierung der Babyboomer Auswirkungen auf den Schweizer Wohlstand?
Veröffentlicht am 31.08.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
In den nächsten Jahren geht die Generation der Babyboomer in Rente. Darunter werden Kinder
verstanden, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden. Die Rate der Geburten war in dem Jahrzehnt aussergewöhnlich stark. Experten beschäftigen sich mit der Frage, welche Auswirkungen das Fehlen der Arbeitskräfte auf den Wohlstand der Schweiz haben könnte.
Babyboomer - hohe Geburtenrate in der Schweiz
Bis zu den 1960er Jahren war die Geburtenrate in der Schweiz, ebenso wie in anderen europäischen Ländern, sehr hoch. Viele Paare bekamen drei oder mehr Kinder. Die Generation wird allgemein als Babyboomer bezeichnet. In diesem Jahrzehnt gehen die Kinder von damals in Rente und hinterlassen eine grosse Lücke in der Arbeitswelt.
Die aktuelle Geburtenrate ist deutlich niedriger als damals, und das schon seit Jahren. In der Folge treten bis zum Ende des Jahrzehnts deutlich mehr Menschen aus dem Arbeitsleben aus, als Nachwuchs nach Lehre oder Studium eine neue Stelle antritt. Experten sind sicher, dass dies negative Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben kann, wenn die Regierung nicht mit effektiven Massnahmen gegensteuert.
Die Arbeitskräfte fehlen auf dem Markt
In der Vergangenheit ist noch nie eine so grosse Anzahl an Menschen gleichzeitig in Pensionierung
gegangen, wie es in diesem Jahrzehnt der Fall sein wird. Es bestand ein Ausgleich zwischen den
Menschen, die ihr Arbeitsleben beendet haben, und jungem Nachwuchs, der nachrückte. Doch seit vielen Jahren ist die Geburtenrate in der Schweiz rückläufig.
Derzeit stagniert sie auf einem deutlich niedrigeren Niveau, als dies vor 60 Jahren der Fall war. Die Folgen kommen nun mit einiger Verzögerung auf dem Arbeitsmarkt an: Es werden in den nächsten Jahren mehr Menschen pensioniert als junge Leute nachrücken können. Somit kann der Arbeitsmarkt in einigen Bereichen nicht bedient werden.
Schon jetzt gibt es in einigen Branchen Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel ist nicht neu: In einigen Branchen finden Unternehmen schon jetzt keinen
Nachwuchs mehr. Besonders betroffen sind Pflegeberufe und das Handwerk. Dies hat nicht nur mit den Babyboomern zu tun, die in Rente gehen: Junge Menschen haben viele Möglichkeiten, Ihre Zukunft individuell und kreativ zu gestalten. So verlieren die klassischen Berufe an Zustimmung. Im Hinblick darauf, dass sich der Fachkräftemangel in Zukunft noch verstärken wird, sollte die Regierung Massnahmen treffen, um die Lücken zu schliessen.
Zuwanderung allein löst das Problem nicht
Zuwanderung ist ein Teil der Lösung für das Problem. Dabei ist es jedoch wichtig, die Zuwanderer
und Zuwanderinnen zu integrieren und für die Arbeitsaufgaben vorzubereiten. Die Ausbildung unterscheidet sich in den unterschiedlichen Ländern, zudem ist die Sprachbarriere zu überwinden.
In diesem Zusammenhang gibt es aber ein Problem: Im Rahmen einer Nachhaltigkeitsinitiative kämpft die Partei SVP gegen eine massive Zuwanderung: Die Schweiz sollte eine Einwohnerzahl von 10 Millionen nicht überschreiten. Dies wäre aber der Fall, wenn der Mangel an Arbeitskräften allein durch Zuwanderung gelöst wird. Die Nachhaltigkeitsinitiative wird somit aus verschiedenen Perspektiven betrachtet.
Förderung der Vollzeitarbeit durch den Ausbau von Kitaplätzen
Ein Anstoss betrifft den Ausbau eines günstigen Betreuungsangebotes für Kinder. Dies würde für junge Eltern einen Anreiz schaffen, wieder in Vollzeit arbeiten zu gehen. Einige Politiker machen sich für die Abschaffung der Heiratsstrafe stark: Ehepaare, die gut verdienen, werden in Bezug auf die Steuer stärker belastet als unverheiratete Paare. Dies schafft den Anreiz, verkürzt zu arbeiten. Auch soll es künftig möglich sein, dass Pensionäre in ihrem Beruf weiterarbeiten.
Mittelfristig könnten auf diesen Wegen bis zu 300.000 Stellen besetzt werden. Da pro Jahr 30.000
Menschen mehr in Pension gehen, als neue Kräfte auf den Arbeitsmarkt kommen, könnte ein Teil des Problems auch ohne eine starke Zuwanderung reguliert werden. In jedem Fall besteht Handlungsbedarf, da der Wohlstand in der Schweiz andernfalls stark gefährdet sein könnte.