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Gig Economy - sind die goldenen Jahre vorbei?

Veröffentlicht am 20.04.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
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Sind die goldenen Jahre der Gig Economy vorbei? Dieser Frage ist Niels van Doorn von der Universität Amsterdam nachgegangen, der als einer der ersten diese Jobs erforscht hat. Was Gig Economy bedeutet, warum diese Form der Auftragsvergabe einen Hype erlebt hat, und wie die Zukunft dieser Jobs aussieht - das und mehr erfahren Sie hier!
Was ist die Gig Economy?

"Gig" klassifiziert in der Musik- und Eventbranche den einmaligen Auftritt eines Künstlers. Losgelöst von dieser Branche ist dieser Begriff in die Wirtschaft als Gig Economy eingegangen. Hier bezeichnet Gig Aufträge und Arbeitseinsätze, die von unterschiedlichen Auftraggebern vergeben werden. Abgewickelt werden Aufträge und Arbeitseinsätze über digitale Plattformen und oftmals über Apps.

Das besondere Merkmal ist, dass Gig Worker nicht in einem Angestelltenverhältnis sind, sondern selbstständig arbeiten. Die Entstehung der Gig Economy geht insoweit auf die Digitalisierung und die rasante Verbreitung des Smartphones zurück.

Wie funktioniert die Gig Economy?

Genaue Zahlen bezüglich der Verbreitung der Gig Economy gibt es nicht. Laut einer Umfrage des
McKinsey Global Institutes arbeiten in den Vereinigten Staaten und in Europa rund ein Drittel aller
Beschäftigten als Gig Worker. Die Auftragsvergabe erfolgt einfach und schnell über branchentypische Plattformen, auf denen sich potenzielle Auftraggeber und Gig Worker anmelden.

Der Vorteil ist, dass Gig Worker keine zeitaufwändige Kundenakquise betreiben oder gar Werbung machen müssen, um Auftraggeber zu generieren. Die Datenbanken sind so konfiguriert, dass sie eine detailgenaue Suche nach dem passenden Gig Worker zulassen. Das funktioniert mit unterschiedlichen Dienstleistungen.

Bekannte Beispiele für Gig Working sind
  • Airbnb für die Vermittlung von Unterkünften
  • Myhammer für Handwerkstätigkeiten im Bereich Haus und Garten
  • Uber für Fahrdienste
  • Deliveroo für die Lieferung von Essen
  • Fiverr für kreative Arbeiten wie Marketing, Grafik & Design sowie Texten
  • Twago für Übersetzer, Programmierer und Designer
Diese Liste ist keinesfalls vollständig, sondern benennt nur einen kleinen Teil der Gig Economy. Die Besonderheit von Gig Workern besteht darin, dass sie nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern auch ihre Infrastruktur zur Verfügung stellen. Dazu gehören zum Beispiel Fahrzeuge oder technisches Equipment und natürlich die Energieversorgung, um tätig werden zu können. Das bedeutet, dass Gig Worker die Kosten hierfür eigenverantwortlich tragen.

Die Zukunft der Gig Economy

Die Frage nach der Zukunft der Gig Economy ist deshalb spannend, weil die Gig Worker, zumindest in einigen Branchen, mittlerweile den Aufstand proben - und das aus gutem Grund. Um den Unmut zu verstehen, lohnt sich ein Blick zurück in die Vergangenheit.

Geboren wurde die Gig Economy in den Nachwehen der globalen Finanzkrise von 2008/2009 und in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit. Der Zeitgeist war geprägt von einer lockeren Geldpolitik und dem Glauben an digitale Technologien als Prosperitätstreiber.

Zusammen mit der raschen Verbreitung des Smartphones waren das ideale Bedingungen für das
Aufkommen digitaler Plattform und der Vermittlung von Kurzzeitjobs. Investoren sahen ein riesiges Potenzial für eine schnelle Skalierung und befeuerten den Hype mit grossen Mengen an Risikokapital.

Doch die Gig Worker rebellieren zunehmend gegen die Dumpingpreise und die insgesamt ausbeuterischen Arbeitsbedingungen. Sie fordern nicht nur transparente, sondern vor allem höhere Löhne sowie Sozialversicherungsleistungen, was nichts anderes ist als die Forderung nach einer Anerkennung als Arbeitnehmer.

Das hat die anfängliche Euphorie merklich abkühlen lassen, und auch die Investoren ziehen sich
angesichts der "Revolte" aus der Gig Economy zurück. Nach intensiver Forschungsarbeit geht Niels van Doorn von einem Ausklingen der Gig Economy aus. Lediglich eine Handvoll der grössten Unternehmen werden überleben. Auch die Zusammensetzung der Arbeitskräfte habe sich geändert.

Waren es zu Beginn junge Menschen aus allen sozialen Schichten, die Gig Working hip fanden, versammeln sich hier mittlerweile Migranten, die keinen Zugang zu besseren Jobs haben. Insoweit ist davon auszugehen, das sich die Plattform-Firmen zunehmend im Niedriglohnsektor wiederfinden werden.