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4-Tage-Woche in der Schweiz - ist dies ein Modell für die Zukunft?

Veröffentlicht am 22.12.2022 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
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Die politischen Diskussionen in der Schweiz dauern an, in einigen Betrieben ist das Projekt bereits gestartet: Arbeitnehmer kommen nur noch für vier Tage in der Woche ins Büro oder an ihren Arbeitsplatz im Homeoffice. Hat das Modell eine Zukunft?
So funktioniert eine 4-Tage-Woche

Die 4-Tage-Woche hat das Ziel, den Arbeitnehmern mehr Freizeit zu verschaffen. Sie müssen ihren Arbeitsplatz nur noch an vier Tagen aufsuchen, der fünfte Tag ist frei. In der Regel zielt dieses Modell auf einen freien Freitag ab. Es hat jedoch nicht jedes Unternehmen die Möglichkeit, am Freitag zu schliessen.

Deshalb kann auch ein anderer Tag in der Woche frei sein. Diese Flexibilität wünschen sich viele Arbeitnehmer, die bereits in der 4-Tage-Woche beschäftigt sind. Es gibt mitunter Kritik an der neuen starren Regelung, von Freitag bis Sonntag nicht zu arbeiten. Eine gesetzliche Regelung gilt ohnehin nicht. Jeder Betrieb in der Schweiz kann frei bestimmen, an wie viel Tagen in der Woche gearbeitet wird.

Vergleichsweise hohe wöchentliche Arbeitszeit in der Schweiz

In einer 4-Tage-Woche zu arbeiten bedeutet nicht automatisch, für weniger Leistung mehr Geld zu bekommen. Genau genommen würde eine Arbeit an vier Tagen in der Woche einer 32-Stunden-Woche entsprechen. Anders als in den europäischen Nachbarländern gibt es in der Schweiz jedoch bislang eine recht hohe Wochenarbeitszeit. Diese liegt abhängig von der Branche bei bis zu 50 Stunden.

Dabei handelt es sich jedoch um den maximalen Höchstwert an Stunden, den ein Mitarbeiter in der Woche arbeiten darf. In einigen Branchen, so im Büro oder in Industriebetrieben, darf maximal 45 Stunden in der Woche gearbeitet werden. Die durchschnittliche Arbeitszeit beträgt in der Statistik etwa 42,5 Stunden in der Woche. Im europaweiten Vergleich liegt die Schweiz damit recht weit vorn.

Zwei Arbeitszeitmodelle zur Auswahl

Wird die wöchentliche Arbeitszeit auf eine 4-Tage-Woche aufgeteilt, würde dies bedeuten, dass Arbeitnehmer etwa 10,2 Stunden am Tag arbeiten müssen. Es gibt aber noch ein zweites Arbeitszeitmodell: Die Arbeitnehmer sind nur noch an vier Tagen in der Woche bei gleichbleibender Arbeitszeit im Büro und bekommen dafür ihren vollen Lohn. Diese Lösung führt zu einer Kostensteigerung für die Unternehmen. Nicht jeder Arbeitgeber kann dies tragen.

Vorteile der 4-Tage-Woche

Die Vorteile für die Arbeitnehmer bei einer Beschäftigung in der 4-Tage-Woche liegen auf der Hand: Die Arbeitsstelle muss nur noch viermal aufgesucht werden, ein fünfter Wochentag ist frei. Dies bedeutet für die Arbeitnehmer nicht nur einen höheren Erholungsfaktor durch das längere Wochenende oder durch einen freien Tag in der Woche: Bei einem langen Anfahrtsweg sinkt der Stressfaktor. Wer mit dem Auto fährt, profitiert zudem von geringeren Kosten.

Hat die 4-Tage-Woche auch Nachteile?

Bei genauerer Betrachtung gibt es Nachteile, wenn in einer 4-Tage-Woche gearbeitet wird. Dies gilt primär für Arbeitnehmer, die keinen vollen Lohnausgleich bekommen. Sie müssen an den vier Arbeitstagen in Vollzeit mehr als zehn Stunden pro Tag arbeiten oder sich mit einem Lohnverzicht zufriedengeben. Wer bislang in einem Teilzeitmodell tätig war, muss für den gleichen Lohn eine höhere Stundenzahl arbeiten oder ebenfalls einen Lohnverzicht hinnehmen. Vorteile hat die 4-Tage-Woche dann, wenn der Chef den vollen Lohnausgleich zahlt und somit die Arbeitszeit reduziert.